Ganzjährig Rinderhaltung im Freien
ntv-Artikel vom 30.09.2023 von Ulrich Mück, Agraringenieur und Berater für nachhaltige Landwirtschaft
Wirkt grüne Viehhaltung Wunder?
„Wir brauchen mehr Menschen, die Rindfleisch essen“
Vor dem Hintergrund einer dramatischen Klimaentwicklung ist die gesamte Rinderhaltung mit schlechter Ökobilanz in Verruf geraten. Dabei wird nicht differenziert zwischen der Stallhaltung in großen wirtschaftlichen Betrieben und der ganzjährigen Weidehaltung von Rindern in Mutterkuh-Herden, deren Größe an die zur Verfügung stehenden Weideflächen angepasst ist.
Der ntv-Artikel untermauert zum einen die Philosophie der Rinderhaltung des Landschaftspflegeverein Karlsbrunn e.V. und verdeutlich zum anderen die große Bedeutung der Rinderhaltung im Freien.
Er stellt die Nutzungseffekte der Rinder- Schweine- und Hühnerhaltung gegenüber und lässt der Rinderhaltung im Freien für die menschliche Ernährungskette eine besondere Bedeutung zukommen.
Zitate aus dem ntv-Artikel:
„Rinder spielen eine ungeheuer wichtige Rolle für Biodiversität und für Kohlenstoff-Einbindung“, sagt der Vieh-Experte. Deshalb weise nachhaltig bewirtschaftetes Grünland auch einen bis zu fünf Mal höheren Kohlenstoffgehalt auf als ein durchschnittlicher Acker – von dem sich Vegetarier und Veganer ernähren. Mücks Tipp? Andere sollten deren Rindfleischanteil am besten mitessen – und gleichzeitig Schweinefleisch und Geflügel meiden.
Wenn wir uns anschauen, welche landwirtschaftlichen Flächen der Erde die Menschen ernähren, haben wir mindestens zwei Drittel Grünland und ein Drittel Acker. Veganer müssen sich aus dem Acker ernähren, denn das Grünland wird von Pflanzenfressern und speziell Rindern in Fleisch und Milch umgewandelt. Die Grünlandfläche leistet den überwiegenden Anteil an der Ernährung der Menschen. Insofern muss man sagen, dass die Menschen ohne Fleischesser auf der Erde nicht ernährt werden könnten.
Wenn Rinder mit Grünland gefüttert werden, sind sie klimaschonend und klimapositiv. Wenn sie, wie das in vielen konventionellen Tierhaltungen getan wird, hohe Anteile ihrer Rationen über Kraftfutter erhalten, nicht. Aber Grünland und Rinder sind eine naturgegebene, wunderbare Paarung. In dieser Form sind Rinder auch Verdauungswunder, die eine minderwertige, nicht für den Menschen verfügbare Biomasse in Lebensmittel umwandeln können.
Der Fleischverzehr in Deutschland ist ungeheuer groß und muss reduziert werden. Aber 83 Prozent des Schlachtgewichts sind Schwein und Huhn, nur 15 Prozent Rindfleisch. Fleischreduzierung also bitteschön bei den Tieren, die eigentlich systemische Lebensmittelverschwender sind. Denn deren Fleisch und deren Eier gehen daraus hervor, dass ungeheuer viele Lebensmittel verfüttert werden. Bei jeder Ration sind es etwa 80 Prozent. Das ist verschwenderisch.
Außerdem brauchen wir Kühe unbedingt, um Kohlenstoff im Grünland zu erhalten und um weiteren Kohlenstoff einzubinden. Es ist etwafünf Mal mehr Kohlenstoff im Dauergrünland enthalten als in allen Äckern der Welt …