AB-Cert, Prüfungstermin zur Bio-Zertifizierung
Immer wieder werden Vorstandsmitglieder um die 1. Vorsitzende Ulla Mühlberger-Mielsch von Interessierten gefragt, was man sich unter einer Prüfung zur Bio-Zertifizierung vorstellen kann. Um hier mal „etwas Licht ins Dunkel“ zu bringen, wird das Prüfungsverfahren nachfolgend von Jürgen Uhl, verantwortlicher Ansprechpartner des Vereins für die Bio-Zertifizierung, beschrieben.
Am 14.10.2020 machte Frau Vogt von AB-Cert AG in Esslingen, Ihre Aufwartung, um die alljährliche Prüfung zur Bio-Zertifizierung durchzuführen.
Unter Einhaltung der aktuell geltenden Corona-Vorschriften traf man sich in den Räumlichkeiten des Schatzmeisters, Hans-Ulrich Vollmer. Alle notwendigen Prüfungsunterlagen und die IT-Technik waren vorbereitet, um eine reibungslose Prüfung zu gewährleisten.
Die Prüfung besteht aus einem theoretischen Teil mit
- stichprobenartiger Sichtung der Buchhaltung und Belegführung, des Rechnungs- und Veterinärwesens, der Tierdatenbanken mit allen dazu gehörigen Dokumentationen,
- sowie der Feststellung aller organisatorisch relevanten Umstände im Rahmen der Tierhaltung.
Grundlage für die Betriebsprüfung ist die „Betriebsbeschreibung und Maßnahmenplan gemäß Verordnung (EG) Nr. 834/2007“.
Nach der theoretischen Prüfung schließt sich die praktische Prüfung mit der Begehung des Betriebsgeländes und der Begutachtung des Tierbestandes an.
Man kann sich noch so sorgfältig auf solche Prüfungstermine vorbereiten, zu guter Letzt gibt es immer wieder Dinge, die durch die Prüfer gerügt werden. Bei unserer diesjährigen Prüfung waren es allesamt formale Dinge und marginale Punkte, die schon während der Prüfung „geheilt“ werden konnten; das waren im Einzelnen:
- Unser Bio-Metzger hat auf seinen Rechnungen zwar sein Bio-Label angebracht, aber an der falschen Stelle positioniert (Dieser Mangel konnte per E-Mail gleich korrigiert werden.).
- Die landwirtschaftlichen Flächen, die neu in der Prüfungsperiode hinzukamen, waren nicht benannt und nicht zeitnah an das Zertifizierungsunternehmen gemeldet worden (Auch dieser Umstand konnte im Rahmen der Prüfung geklärt werden).
- Unser Tierarzt hatte die Medikation bei der Kastrierung zweier Jungbullen zwar genau dokumentiert, die Medikation aber nicht auf der Rechnung vermerkt (Dieser Umstand konnte ebenfalls zeitnah bereinigt werden.)
Im weiteren Verlauf der Prüfung wurden auch
- die Rechnungen unserer Bio-Zulieferbetriebe, im Wesentlichen hinsichtlich der Futterherkunft und deren Zertifizierung,
- und die Vereinsrechnungen an Endverbraucher im Rahmen von Fleisch- und Wurstvermarktungen,
akribisch überprüft.
Die Prüfung der Datenbestände der Heidschnucken-Herden (verantwortlicher Ansprechpartner Ewald Schmeer) und der Limousin-Rinderherden (verantwortlicher Ansprechpartner Holger Mielsch) wurden auch hinsichtlich Zugänge, Abgänge, Ohrmarken, Impfungen, tierärztlichen Behandlungen mit Medikation eingehend kontrolliert.
Das Fazit von AB-Cert Prüferin Frau Vogt für den theoretischen Teil der Prüfung kann als exzellent bezeichnet werden. Originalton: „Was hier ehrenamtlich geleistet wird, erlebe ich nicht alle Tage, auch nicht häufig bei Profibetrieben!“
Der theoretischen Prüfung folgte die praktische Prüfung in Form eines Rundgangs über das Betriebsgelände und in Form einer Rundfahrt zu den einzelnen Schaf- und Rinderherden mit Begutachtung den Futtermittelsammelstellen.
Auch hier zeigte sich die Prüferin beeindruckt von dem sehr guten Zustand des Tierbestandes!
Ein solcher Prüfungstermin ist immer sehr zeitaufwändig; naturgemäß nimmt der theoretische Teil (ca. 3 Stunden) immer mehr Zeit in Anspruch als der praktische Teil (ca. 1 Stunde).
Der Verein ist nunmehr bis 31.01.2022 Bio-zertifiziert. Welche weiteren Betriebe in der Gemeinde Großrosseln Bio-zertifiziert sind, kann auf der Website von AB-Cert, https://www.abcert.de/ abgefragt werden.
Natürlich sind Bio-Zertifizierungen nicht zum Nulltarif erhältlich; die diesjährige AB-Cert Bio-Zertifizierung kostete den Verein 622,72 €. Mit einer Bio-Zertifizierung sind viele organisatorische Maßnahmen und Verwaltungsschritte verwoben; so ist beispielsweise die Bio-Zertifizierung für die AGRAR-Förderung elementare Berechnungsgrundlage. Eine Bio-Zertifizierung ist aber auch Ausdruck für eine nachhaltige Tierhaltung, bei der das Tierwohl an oberster Stelle steht.
Die AGRAR-Förderung, deren Beantragung und Abwicklung, ist eine weitere wichtige und verwaltungstechnisch umfangreiche Vereinsarbeit, die im Aufgabenbereich der 1. Vorsitzenden liegt. Auch dieses ministerielle Verwaltungsverfahren wird hier in Kürze vorgestellt.